Schwanger mit Mukoviszidose: Was CF-Betroffene mit Kinderwunsch beachten sollten
Dank des medizinischen Fortschritts ist es heute auch für CF-Betroffene möglich, eine Familie zu gründen und eine gesunde Schwangerschaft auszutragen. Die frisch gebackene Mutter Sandra erzählt, wie sie diese besondere Zeit persönlich erlebt hat. Mit uns teilt sie ihre Freude über die Geburt ihrer kleinen Tochter, ihre Erfahrungen während der Schwangerschaft und sie gibt wertvolle Tipps, die andere CF-Betroffene mit Kinderwunsch in dieser Phase unterstützen können.
Bei Sandra wurde die Diagnose CF schon kurz nach der Geburt gestellt. Der Gendefekt war durch einen Darmverschluss und die dadurch notwendige Operation entdeckt worden. Glück im Unglück: Die behandelnde Ärztin leitete zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Therapie ein und begleitete die Heranwachsende über Jahre. So konnte ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen. Neben Mukoviszidose hat Sandra noch eine Diabeteserkrankung entwickelt, welche auch im Zuge ihrer Schwangerschaft engmaschig kontrolliert wurde.
Auch ihre Eltern hatten ihren Anteil daran, dass Sandra sich zu einer positiven jungen Frau entwickeln konnte: „Sie haben dafür gesorgt, dass ich zwar meine Therapien mache, aber trotzdem ein normales Leben führen kann. Ich durfte Kind sein“, erinnert sie sich. „Mein Motto war immer, seit ich denken kann: Ich habe zwar Mukoviszidose – sie ist ein Teil von mir, aber sie bestimmt mich nicht.“ Das habe ihr geholfen, durch schwierige Phasen zu kommen, wozu zum Beispiel eine schwere Pilzinfektion, verbunden mit einem langen Krankenhausaufenthalt, zählt. „Ich hatte einige Rückschläge, aber ich bin immer wieder aufgestanden“, sagt Sandra.
Mein Motto war immer, seit ich denken kann: Ich habe zwar Mukoviszidose – sie ist ein Teil von mir, aber sie bestimmt mich nicht.
Sandra
Der Kinderwunsch wird konkret
Als der Test dann zu Hause zwei Striche anzeigte, bin ich schreiend und weinend zu meinem Mann gelaufen. Wir konnten unser Glück kaum fassen.
Sandra
Für den positiven Verlauf ihrer Schwangerschaft sollten Frauen mit CF diese sorgfältig planen, sich regelmäßig untersuchen und von einem multidisziplinären Team versorgen lassen, zu dem auch Physiotherapie und Ernährungsberatung gehören.
Bei Männern mit zystischer Fibrose sieht es etwas anders aus: 98 Prozent der männlichen CF-Patienten sind unfruchtbar, da ihre Samenleiter nicht ausgebildet wurden und die Spermien nicht in das Ejakulat gelangen können. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie auf ihr Wunschkind verzichten müssen, denn in ihren Hoden werden befruchtungsfähige Spermien gebildet. Diese lassen sich direkt entnehmen und für eine künstliche Befruchtung verwenden.
Es wird dringend empfohlen, dass sich die Partnerin oder der Partner der CF-Betroffenen beziehungsweise des CF-Betroffenen vorher genetisch untersuchen lässt, um auszuschließen, dass sie ebenfalls einen Defekt im CFTR-Gen aufweisen. Dieser würde mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass auch das Kind an CF erkranken würde. [2] Weitere Informationen zu den Auswirkungen der Erkrankung auf die Organe, gibt es in unserem Artikel „Was passiert im Körper?“, dem Artikel „Symptome der CF“ und auf CFSource.de.
Die Schwangerschaft – ein Wechselbad der Gefühle
Das war vor allem in der späteren Phase wichtig, weil der wachsende Bauchumfang auf die Atmung zu drücken begann. Durch ihr Ärzteteam und zwei Kliniktermine, bei denen auch ihr Diabetes überprüft wurde, hat sich Sandra stets sicher aufgehoben gefühlt. Wer würde sich sonst einen Umbau und den Umzug in ein neues Haus in der Schwangerschaft zutrauen, so wie es die junge Brandenburgerin auf den letzten Metern gemacht hat? Außerdem hat Sandras behandelnder Arzt sie beruflich rausgenommen, was ihr während der Schwangerschaft sehr geholfen hat, berichtet sie.
Kleine Rituale haben Sandra geholfen, auch mental gut durch die Schwangerschaft zu kommen. „Ich habe mir abends eine Spieluhr auf den Bauch gelegt und meiner Kleinen von dem Tag erzählt“, so die junge Mutter.
Es war Freude pur für mich und mein Gedanke während der ganzen Schwangerschaft: Je entspannter ich bin, desto entspannter ist auch mein Kind im Bauch.
Sandra
Wie die kleine Malea so manche Anstrengung wettmacht
- Mutig sein und Vertrauen fassen: „Ich habe mir immer gesagt, die Krankheit ist ein Teil von mir, aber sie ist nicht alles. Dieser Gedanke und das Vertrauen in meine Ärzte haben mir sehr geholfen. Sie haben mir das gute Gefühl gegeben, dass ich bestens versorgt werde, falls irgendetwas sein sollte. Wenn sie sagen: Du bist stabil, leg los, dann kann man ruhig auch mutig sein und es tun. Im Leben kann so viel passieren: einfach auf sein Bauchgefühl hören und sich seine Wünsche erfüllen. Und dann schafft man es auch.“
- Sich von Anfang an Unterstützung holen: „Engmaschige medizinische Beratung und Betreuung geben dir Sicherheit. Sie sind das A und O. Aber genauso wichtig ist der Austausch mit Interessengruppen. Dabei geht es nicht um das Thema Schwangerschaft und CF, sondern ganz allgemein um den Austausch mit werdenden Müttern. Ich habe eine eigene Mütter-Gruppe gegründet. Und ich habe gemerkt, dass ich ein starker Mensch bin und auch Kraft geben kann. Trotz meiner Erkrankung oder vielleicht gerade deswegen. Es gibt ängstlichere Menschen, die von der Erfahrung anderer profitieren können. So ein Netzwerk hilft vor und nach der Geburt ungemein, weil man sich gegenseitig beraten, aber auch etwas gemeinsam unternehmen und erleben kann.“
- Tägliches Training ganz nebenbei: „Malea wiegt inzwischen circa 6 bis 7 Kilo. Sie in der Babyschale mit zum Einkaufen zu nehmen, das kostet Kraft. Aber es trainiert auch. Ich bin immer in Bewegung und spüre, wie meine Muskulatur stärker wird und sich meine Atmung verbessert. Es ist ein gutes Training, das meiner Fitness zugutekommt, obwohl ich nicht oft Sport mache. Ich bin ein wenig stolz darauf, wie ich das alles hinbekomme, auch wenn ich abends manchmal etwas kaputt bin. Mein Tipp: Überfordert euch nicht, seid nicht zu streng mit euch und lasst auch Pausen zu.“
- Über die Erkrankung sprechen: Wann ist der richtige Zeitpunkt, seinem Kind zu erklären, welche Erkrankung man hat und wie geht man am besten vor? „Ich würde es gern so handhaben, wie es meine Eltern getan haben: ganz natürlich, locker und bestärkend erklären, was ist. Es ist eine schlimme Krankheit, ja, aber ich kann damit umgehen und trotzdem eine gute Mama sein. Die Therapien gehören zu meinem Leben. Ich möchte meiner Tochter mitgeben, dass sie sich keine Sorgen machen muss oder später Mitleid bekommt.“
Ich möchte meiner Tochter mitgeben, dass sie sich keine Sorgen machen muss oder später Mitleid bekommt.
Sandra