Illustration mit drei Handy-Darstellungen, auf dem verschiedene Physiotherapie-Übungen zu sehen sind. Daneben ist ein Foto der Interviewpartnerin Annalena zu sehen.

So bleibt die Lunge fit: Tipps für die Physiotherapie bei CF

Atemphysiotherapie unter fachlicher Aufsicht und regelmäßige Bewegung sind wichtige Bausteine der CF-Therapie. Wie macht man das richtig und hat Spaß dabei? Eine Broschüre sowie eine neu entwickelte App kann Menschen mit CF, Angehörige und ärztliches Personal informieren und motivieren. Physiotherapeutin Stephanie Hentschel und CF-Betroffene Annalena teilen interessante Einblicke mit uns.

Viele Menschen müssen gar nicht über das Atmen nachdenken, denn jeder Atemzug kommt automatisch. Aber was ist, wenn die Lunge – wie bei Mukoviszidose – beeinträchtigt ist?

Atemwegssymptome lindern

Hier kommt die Physiotherapie ins Spiel: „Atemphysiotherapie ist ein zentraler Bestandteil der CF-Therapie“, weiß Stephanie Hentschel, Physiotherapeutin am integrierten Sozialpädagogischen Zentrum (iSPZ) Hauner in München und freiberuflich tätig. „Physiotherapie kann die Atemwegssymptome lindern und vorbeugend helfen, die Lungenfunktion bestmöglich aufrechtzuerhalten.“

Die Expertin betont, dass die regelmäßige Durchführung der Übungen eine Voraussetzung für den Erfolg der Therapie ist. „Insbesondere die Atemphysiotherapie muss erlernt und unter fachlicher Aufsicht regelmäßig eingeübt und gefestigt werden“, so Hentschel. „Kinder müssen von klein auf mit der richtigen Inhalationstechnik vertraut gemacht werden, zunächst unter Mitwirkung der Eltern. Daher ist es wichtig, Eltern in die Physiotherapie einzubinden.“

Um die körperliche Belastbarkeit zu steigern, soll ein sportliches Training in die Physiotherapie integriert werden. Auch hier ist Regelmäßigkeit das A und O. Die gute Nachricht: Sportliche Aktivitäten bei CF sind fast uneingeschränkt möglich – auch im Freien, sofern kein akuter Infekt vorliegt. „Insbesondere Sport in der Gruppe, etwa in einem Verein, fördert die Motivation durch regelmäßige Trainingszeiten, aber auch die soziale Integration und damit die Lebensqualität“, erklärt Hentschel.

Annalena – eine Gymnasiallehramtsstudentin mit CF – geht schon zur Physiotherapie seit sie ein Jahr alt ist. Seit zehn Jahren ist sie in einer Praxis in Bensheim. Dort hat sie einmal wöchentlich einen einstündigen Termin. Wenn es ihr schlechter geht, zum Beispiel durch einen Infekt, dann bekommt sie einen weiteren Termin, erklärt sie uns. Durch die Übungen – speziell die manuelle Therapie (hier werden Funktionsstörungen des Bewegungsapparats behandelt [1]) – bemerkt sie vor allem muskuläre Verbesserungen. „Außerdem hilft mir die Physiotherapie, ein gutes Körpergefühl aufzubauen. Auf diese Weise lerne ich meinen Körper besser kennen und kann mein Empfinden besser einschätzen,“ fährt sie fort.

Es ist völlig normal, wenn man mal Ups and Downs hat. Für mich ist es dann immer hilfreich mir klarzumachen, warum ich das alles mache. Annalena

Annalenas Lieblingsübungen

CF-Betroffene Annalena nutzt eine bunte Mischung an Physiotherapieübungen:

Am liebsten macht sie Yoga-Dehnübungen, denn diese helfen ihr nach einem stressigen Tag, den Fokus wieder zu finden. Dies verknüpft sie auch mit ihrem privaten sportlichen Interesse: „Da ich privat seit 18 Jahren in einem Fastnachtsverein als Tänzerin und Trainerin aktiv bin, baue ich diese Übungen auch gerne in mein Tanztraining ein.“
Auch Sportgeräte, wie das Laufband und ein leichtes Intervalltraining, kommen bei Annalena zum Einsatz. Das macht sie gemeinsam mit ihrer Physiotherapeutin in der Praxis oder auch bei sich zu Hause – dort hat sie sich ein kleines Fitnessstudio im Keller eingerichtet.
Als Zubehör nutzt Annalena gerne Thera-Bänder und kleine Gewichte. „Diese lassen sich toll in Basisübungen integrieren,“ sagt sie.

Physiotherapie als konstanter Begleiter bei CF

Idealerweise bekommen CF-betroffene Familien von ihrem CF-Zentrum oder von den betreuenden CF-Ärztinnen und -Ärzten eine Physio- Verordnung für eine Physio-Praxis vor Ort. „Die Frequenz für diesen Therapiebaustein wird individuell festgelegt. Generell empfehlen wir den einmal wöchentlichen Besuch, abhängig natürlich vom klinischen Verlauf“, hält Hentschel fest.

Sport im Sinne eines alltäglichen Bewegungstrainings sollte öfter in den Alltag integriert werden: „Das gilt natürlich für uns alle, nicht nur für CF-Betroffene,“ so Hentschel.

Annalena hilft es, dass die Physiotherapie jede Woche zu festen Terminen stattfindet. Sie berichtet: „Das ist für mich wichtig, denn so habe ich die Möglichkeit, meine anderen Termine dementsprechend zu planen.“ Außerdem betont die Studentin, wie wichtig ihr die Kommunikation mit ihrer Therapeutin ist. „Meine Physiotherapeutin und ich stehen hierfür in engem Austausch miteinander und wenn sich durch die Universität mein Stundenplan ändert, haben wir bis jetzt immer eine Lösung gefunden, um die Physiotherapie umzuplanen.“

Gemeinsame Lösungen für den Alltag

Um die Versorgung und Betreuung sicherzustellen, müssen gemeinsame Lösungen gefunden werden, idealerweise im Verbund mit dem Zentrum, der Physiotherapie und den Betroffenen. Hentschel veranschaulicht: „Wir betreuen zum Beispiel eine Familie mit zwei CF-Kindern, die im ländlichen Raum wohnt und die nicht mit beiden Kindern zweimal wöchentlich in die nächste Großstadt zur Physiotherapie fahren kann. Die Eltern kommen inzwischen nur mehr alle zwei Wochen zur Schulung und Nachschärfung, führen die Übungen aber zuverlässig und inzwischen auch mit großer Routine jeden Tag zu Hause aus.“

Für CF-Betroffene haben Hentschel und ihre Münchner Kollegin Marlies Ziegler gemeinsam mit der Firma Vertex eine Broschüre verfasst und eine App mitentwickelt, die die regelmäßige und selbständige Durchführung der täglichen Physiotherapie erleichtern sollen (Details siehe Kasten „Für den Praxisalltag“).

Mein großer Traum ist es, später als Lehrerin zu arbeiten. Dafür ist es allerdings unabdingbar, dass ich mich intensiv um meine Gesundheit kümmere, wozu nun mal auch die Physiotherapie gehört. Annalena

Hilfsmittel für den Alltag: Physio-Broschüre und digitale App

In der Broschüre „Physiotherapie und Sport – eine Unterstützung für Menschen mit CF“ wird der Fokus auf das Zusammenwirken von sportlicher Aktivität und atemphysiotherapeutischen Maßnahmen sowie auf ausgewählte Inhalte der allgemeinen Trainingslehre gelegt. Dazu gibt es Empfehlungen zu Häufigkeit und Umfang für Ausdauer- und Krafttraining in verschiedenen Altersgruppen. Außerdem beinhaltet die Broschüre exakte Anleitungen für acht Basisübungen und eine umfassende Literaturliste.

In der digitalen App „CF Physio“ wiederum wird eine Vielzahl relevanter Übungen beschrieben, um verschiedene Körperbereiche selbständig zu trainieren und die Aktivitäten bestmöglich in den Alltag zu integrieren. „Dazu gibt es eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung mit grafischer Darstellung. „Wir zeigen für jede Übung auch eine kindgerechte Anleitung sowie Ideen, wie man die Übung spielerisch gestalten kann, damit sie wirklich für alle Altersklassen geeignet ist“, betont Hentschel. In der App können zudem eigene Übungen hinzugefügt sowie Trainingspläne und -ziele definiert werden. „Der Vorteil der App ist natürlich die rasche Verfügbarkeit auf dem Smartphone oder dem Tablet, was idealerweise zur regelmäßigen Durchführung motiviert, auch wenn die Anleitungen der Physiotherapie gerade nicht griffbereit sind,“ betont die Expertin. Trotzdem, so Hentschel, könne eine Physio-App keine fachlich durchgeführte Physiotherapie ersetzen.

Annalenas Tipps für andere Betroffene:

Sich in der Physiotherapiepraxis wohlfühlen: Annalena beschreibt, wie wichtig ein vertrauensvoller Austausch mit der Praxis ist: „Fühle ich mich dort gut aufgehoben und gut betreut, dann ist dies der erste wichtige Schritt für eine erfolgreiche Behandlung.“
Selbst aktiv werden: Die CF-Betroffene betont außerdem, wie wichtig es ist, sich selbst aktiv in die Behandlung einzubringen und auf den eigenen Körper zu hören. Welche Übungen möchtet ihr gerne ausprobieren? Was sagt euch euer Körpergefühl?
Jeder hat mal schlechte Tage: …und das ist völlig normal. Annalenas Appell an euch: „Versucht, euch auch an den schlechten Tagen darauf zurückzubesinnen, was ihr schon alles geschafft habt und dass ihr stärker seid, als ihr manchmal denkt.“

Ihr seid stärker, als ihr denkt. Annalena

Interesse geweckt? Die Broschüre könnt ihr unter kontakt@cfcource.de anfordern; alle Infos zur App „CF-Physio“ sowie die Download-Möglichkeit findet ihr auf CFSource.de.

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Quellen: