Mann auf Fahrrad

Mehr Bewegung im Alltag: „Es muss nicht immer Fußball sein!“

Bewegung ist wichtig, besonders für alle Mukoviszidose (CF) -Betroffenen. Aber wie können auch Sport-Muffel den inneren Schweinehund überwinden und mehr Bewegung in den Alltag integrieren? Thomas Malenke (55, CF) hat es geschafft – und erklärt, was er dabei beherzigt hat. 

Bewegung ist für alle Menschen gut, insbesondere auch für diejenigen, die von Mukoviszidose betroffen sind. Das wissen die meisten von uns, und doch fällt es oftmals schwer, diese Erkenntnis im Alltag umzusetzen, zumal nicht jeder sich so einfach für das Training motivieren kann. Arbeiten, Zeit für die Mukoviszidose-Therapie aufwenden und auch noch Sport machen? Das klingt nach einem vollen Zeitplan – und ist es auch. 

„Arbeit, Therapie und Sport in nur 24 Stunden unterzubringen, ist viel“, sagt Thomas Malenke. „Man kann es versuchen, aber dann gibt man wahrscheinlich sehr schnell entmutigt auf. So würde es mir zumindest gehen.“ Genau deswegen hat der 55-Jährige, der selbst an Mukoviszidose erkrankt ist, eine andere Möglichkeit gefunden, Bewegung in seinen Alltag zu integrieren – ganz nebenbei.

Über Thomas Malenke
Thomas Malenke auf seinem Fahrrad

Thomas Malenke auf seinem Fahrrad 

Bei Thomas Malenke wurde schon im Alter von einem Jahr Mukoviszidose diagnostiziert. „Als Kind und Jugendlicher hatte ich aber keine Schwierigkeiten mit der Lunge. Das mit der Krankheit merkte ich vor allem daran, dass ich Magenprobleme hatte“, erinnert er sich. Diese Magenprobleme hinderten ihn allerdings nicht daran, erst das Abitur, dann eine Banklehre und schließlich ein BWL-Studium an einer Fachhochschule zu machen. 

„Mit Anfang 20 hatte ich dann eine heftige Lungenentzündung“, erzählt er. „Danach war mir klar: Mukoviszidose wird eine echte Herausforderung.“ Er lernte jedoch, mit der Erkrankung zu leben. Mittlerweile ist er Mitte 50, arbeitet in einer Behörde in Bonn und ist großer Fan des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach. „Da bin ich regelmäßig im Stadion und jubele – und das gilt ja vielleicht auch irgendwie als Sport“, sagt er lachend.
 

Regelmäßige zusätzliche Sporttermine? „Dann ist mir der Tag zu vollgestopft“

Denn Thomas Malenke arbeitet in einer Behörde in Bonn, er hat dort einen ganz normalen Arbeitstag. „Der dauert acht Stunden und dazu kommen bei mir noch zwei bis drei Stunden Therapie täglich. Ich muss inhalieren und Tabletten nehmen, mache Physiotherapie, da kommt schon was zusammen.“ Genau wegen dieses vollen Tagesplans ist für ihn auch klar: 

Genau wegen dieses vollen Tagesplans ist für ihn auch klar: „Ich will nicht, dass ich nochmal 120 Minuten für irgendetwas – wie Sport – verplanen muss“, sagt er, „denn dann habe ich den Tag viel zu vollgestopft.“ Ein regelmäßiger fester Sporttermin pro Woche kommt für ihn also nicht in Frage und damit auch keine Sportarten wie Basketball oder Fußball, bei denen man zu festgelegten Zeiten mit anderen trainieren muss. 

Radeln und Treppensteigen: „Es gibt viele Arten, sich zu bewegen“

„Aber es muss ja nicht immer nur das ganz Klassische wie Fußball sein“, sagt Thomas Malenke und schmunzelt: „Es gibt viele andere schöne Arten, sich zu bewegen.“ Tatsächlich hat er eine gute Möglichkeit für sich gefunden: Er radelt jeden Tag zu seiner Arbeitsstelle. „Das sind rund fünf Kilometer hin und fünf Kilometer wieder zurück.“, sagt er. 

Als ich das letzte Mal umgezogen bin, habe ich vor allem darauf geachtet, ob sie in guter Radel-Entfernung zum Arbeitsplatz liegt. Thomas Malenke

Und wenn er dann bei seiner Arbeitsstelle angekommen ist, entscheidet er sich auch hier für die bewegungsreichere Variante: Er nimmt nicht den Aufzug, sondern lieber die Treppe. „Ich muss in dem Gebäude bis in den achten Stock hinauf, das ist auch noch ein ganzes Stückchen“, erklärt er, „aber ich mache das trotzdem jeden Tag, fünf Mal die Woche.“ 

Positive Effekte: „Ich bemerke gesundheitliche Verbesserungen“

Er hält sich seit Jahren an diese beiden Vorgaben, die er sich selbst gemacht hat, ans Radeln und ans Treppensteigen – „Wenn es in Strömen regnet, nehme ich mal den Bus, aber ansonsten bin ich wirklich fast immer mit dem Rad unterwegs.“ 

Thomas Malenke merkte schnell, wie gut ihm diese Bewegung tut: „Die Veränderung ist natürlich nicht von einem Tag auf den anderen, aber man merkt gesundheitlich schon eine deutliche Verbesserung. "Kein Wunder, denn Bewegung hilft sehr. „Bei Mukoviszidose-Erkrankten wie mir sorgt sie dafür, dass der Oberkörper nicht zu starr wird und beweglich bleibt. Dies erleichtert es, den Schleim in der Lunge abzuhusten“, erklärt Thomas Malenke. 

Daher möchte Thomas Malenke auch allen anderen Mukoviszidose-Betroffenen zu mehr Bewegung im Alltag raten. „Es reichen ja auch schon kleine Dinge, die absolut jeder machen kann“, sagt er. „Die bringen auch schon viel.“ 

5 Tipps für mehr Bewegung

Wie integriere ich mehr Bewegung in meinen Alltag? Thomas Malenke gibt fünf konkrete Tipps für alle, die nun motiviert sind und sich auch regelmäßig ganz nebenbei bewegen wollen. 

1) Überfordere Dich nicht! 

„Bewegung bedeutet nicht, dass man einen Marathon laufen oder sehr intensiv trainieren muss“, sagt Thomas Malenke. „Das glauben aber viele Menschen und fangen dann aus Angst vor Überforderung gar nicht erst an.“ Wenn man diese Vorstellung erst einmal überwunden habe, sei man mental bereit für mehr Bewegung und könne sich darauf einlassen. 

2) Finde die richtige Bewegungsart für Dich! 

„Wenn man sich entschlossen hat, sich mehr zu bewegen, ist das fantastisch – nun braucht man aber noch die richtige Art, es zu tun. Das muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden, für mich passt Fahrradfahren und Treppensteigen gut in meinen Alltag.“ Auch Sportarten wie Joggen, Reiten oder Schwimmen können möglich sein. Mehr Tipps findet ihr auch im Artikel „Bewegung bei CF: Die Sportart, die zu mir passt“. Auch der Austausch mit anderen CF-Betroffenen kann Dich dabei auf gute Gedanken bringen.

3) Fang einfach an!

„Einfach machen“, sagt Thomas Malenke, „das ist tatsächlich der beste Tipp überhaupt.“ Sobald man eine Idee habe, welche Bewegungsart für einen selbst passen könne, sollte man loslegen – ohne noch lange zu überlegen und zu planen. „Dann merkt man ja, ob es passt.“ Danach gelte es nur noch, dabeizubleiben. 

4) Bleib dran!

„Klar kann man mal aussetzen, wenn es regnet oder man einfach so keine Lust hat, das ist überhaupt nicht schlimm“, erklärt Thomas Malenke, „und klar kann man auch mal fünf Tage am Stück aussetzen. Aber je schneller man wieder anfängt, desto besser. Lieber wenig konsequent als große Pläne, die nur Strohfeuer sind.“ Seine persönliche Motivationshilfe? „Ich denke nicht groß darüber nach, nehme mir einen festen Termin jeden Tag vor und mache einfach.“ 

5) Sprich mit Deiner Ambulanz, Deinem Sporttherapeuten und/oder Physiotherapeuten darüber!

Finde gemeinsam mit Deinem Arzt heraus, was körperlich für Dich geht und Dir gut tut. Auch beim Physiotherapietermin oder bei einem CF-Sporttherapeuten lässt sich dies gut thematisieren.
 

Der MukoStories Podcast – Sportliche Höchstleistungen mit CF?

Sport gehört zu jeder CF-Therapie dazu – aber ist darüber hinaus auch Leistungssport möglich? In unserer zweiten Podcast-Episode sprechen wir mit Sebastian Koch über seine Erfahrungen im Lauf- und Radsport sowie seine überragenden sportlichen Erfolge. Sein Ansatz: „Unmögliches möglich machen“. Die ganze Folge gibt es auf Spotify.

Lese-Tipps und Hintergrundinformationen

Mehr Tipps und Erfahrungsberichte von anderen CF-Betroffenen findet ihr auch auf cfSource.de. Hier gibt es Videos von Betroffenen, die einen Tag lang begleitet wurden und zeigen, wie sie Übungen aus der Physiotherapie einfach in ihren Alltag einbauen. 

Weitere Infos:
•    DVD: muko.fit - Ein Leben mit Bewegung, zu bestellen beim Mukoviszidose e.V, www.muko.info
•    „Meine Geschichte Sport #5 Mukoviszidose – YouTube“, mukotv, online verfügbar auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=VIrgJjFzAdU
•    Leitfaden Sport bei Mukoviszidose www.muko.info

Wer an einen Erfahrungsaustausch interessiert ist oder Rückfragen zum Thema hat, kann sich gerne an Thomas Malenke wenden. Mailadresse: thomas.malenke@gmx.net

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