Haustiere und CF

Tiere und CF: Hund, Katze, Pferd?

Wer hat sich nicht als Kind einen Hund, eine Katze oder ein anderes Haustier gewünscht? Tiere sind aber auch Überträger von Keimen, die gerade bei Menschen mit Mukoviszidose einigen Schaden anrichten können. Wir haben mit einem CF-Experten und einem Betroffenen gesprochen, die Euch erklären, dass Tiere tolle Begleiter sein können, wenn ihr wisst, worauf ihr achten müsst.

Erstellung des Artikels: 2020 (zuletzt aktualisiert: Januar 2024)

Ein Haustier ist für Viele ein Herzenswunsch. Für gesunde Menschen gibt es dabei auch kaum Einschränkungen – etwas anders ist das bei CF-Betroffenen, da der Umgang mit Tieren in der Regel mit einem erhöhten Vorkommen an Stäuben, Toxinen, Allergenen und Erregern wie Pilzen, Bakterien und Viren verbunden ist. Ganz unmöglich ist das Halten eines tierischen Partners aber nicht, wenn bestimmte Punkte beachtet werden:

„Trotz ihrer Erkrankung halten genauso viele Patienten mit Mukoviszidose ein Haustier wie der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung“, so Dr. Carsten Schwarz, zum Zeitpunkt des Interviews Leiter der Sektion Cystische Fibrose (Erwachsene) an der Charité Berlin. Das gilt auch für Lars, dessen Familie den kleinen Da Vinci, einen Pflegehund aus Ägypten, adoptierte als Lars 16 Jahre alt war. „Möglich war das aufgrund meines guten gesundheitlichen Zustands und weil ich bisher weniger anfällig gegen Problemkeime war“, erklärt Lars.

Über Lars
Lars mit seiner Hündin Mila.

Lars mit seiner Hündin Mila.

Lars hat Mukoviszidose und ist einer von zwei Autoren des Blogs „Der Muko-Coach“. Vor ein paar Jahren hat er gemeinsam mit Denis den Blog gegründet, um die ersten Fragen betroffener Eltern zu beantworten, anderen Betroffenen neue Impulse zu geben, eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln und Zuversicht zu schenken. Seine Erfahrung mit Haustieren hat er durch seinen Hund Da Vinci und seine Hündin Mila gesammelt. Momentan lebt er mit zwei Katzendamen zusammen. „Katzen sind auf eine ganz andere Art als Hunde ebenfalls faszinierende Tiere“, erklärt er.

Haustiere können Krankheitserreger übertragen. Das bedeutet aber nicht, dass alle Tiere verbannt werden müssen Dr. Schwarz

"Es ist wichtig, über mögliche Risiken und Ursachen von Symptomen zu informieren. Und mittlerweile wissen wir so viel, dass wir CF-Patienten bei diesem Thema gut beraten können", führt Dr. Schwarz fort.

Doch wie hoch ist das von Hautieren ausgehende Risiko für CF-Betroffene? „Die Forschung zeigt, dass Patienten mit regelmäßigem Tierkontakt ein siebenfach erhöhtes Risiko für eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) haben“, betont Schwarz. „Gerade bei unklaren oder immer wiederkehrenden Symptomen, fragen wir gezielt nach Tieren im Haushalt. Wenn wir also wissen, dass ein/e Betroffene/r ein Haustier zu Hause hat, sind die Aufklärung über die Keimbelastung, das Thema Hygiene und regelmäßige Kontrolluntersuchungen auf Pilzsporen (z. B. Aspergillus spp.) enorm wichtig.

9 Fragen, die sich (nicht nur) CF-Betroffene vor der Anschaffung eines Haustieres stellen sollten:

  1. Lässt mein Gesundheitszustand derzeit die Haltung eines Tieres zu?

  2. Reagiere ich oder reagiert eine andere Person im Haushalt allergisch auf mein Wunschtier?

  3. Habe ich genug Zeit, um mich um das Tier zu kümmern?

  4. Lebe ich in einer für mein Wunschtier geeigneten Wohnung (und ist mein Vermieter damit einverstanden)?

  5. Habe ich – je nach Tier – Möglichkeiten für Spaziergänge in unmittelbarer Nähe / einen Balkon bzw. Garten?

  6. Reichen meine finanziellen Mittel aus, um mein Wunschtier angemessen zu versorgen? 

  7. Gibt es andere Tiere im Haushalt, die gegen eine Adoption sprechen?

  8. Gibt es Freunde oder Familie, die sich um das Haustier im Urlaub oder im Notfall kümmern würden?

  9. Wie wahrscheinlich ist es, dass alle diese Aspekte auch zukünftig gewährleistet sind?

Bei allen Patienten testen wir zudem regelmäßig ihre Allergie-Spiegel gegen Tierhaare von Hunden und Katzen – den beiden Tierarten, die CF-Patienten gegenüber anderen tierischen Mitbewohnern bevorzugen. Doch selbst bei einem positiven Allergietest können stabile Betroffene, die keine klinischen Symptome im Umgang mit Tieren zeigen, ein Haustier halten. Um lange Freude am Zusammenleben mit dem Tier zu haben, ist ein bewusster Umgang mit Basis-Hygiene-Maßnahmen notwendig. Zudem sollte überlegt werden, welches Haustier zur Situation des Betroffenen passt.“

Hygienische Maßnahmen für das Zusammenleben von Tier und CF-Betroffenen
  • Gründliches Händewaschen nach Streicheln, Füttern und Spaziergängen
  • Schlafplatz, Käfig und Futter des Tieres sollten weder im Schlafzimmer des CF-Betroffenen sein noch von ihm gereinigt werden
  • Tägliches Wechseln des Trinkwassers für das Tier
  • Das Säubern verschmutzter Tiere sollten gesunde Personen übernehmen
  • Inhalationsequipment unzugänglich für Tiere aufbewahren
  • Grundvoraussetzung: Haustiere sollten regelmäßig vom Tierarzt untersucht, entwurmt und geimpft werden

Und welche Haustiere eignen sich besonders für Menschen mit Mukoviszidose? Dr. Schwarz empfiehlt: „Das Risiko für ABPA ist bei allen Tierarten gleich hoch. Daher sollten Mukoviszidose-Patienten ein Haustier wählen, das einen zusätzlich positiven Einfluss auf Ihre Erkrankung hat, wie zum Beispiel einen Hund. Mit ihm müssen die Betroffenen regelmäßig Gassi gehen. Fast spielerisch erreichen sie so oft die empfohlenen drei Stunden Bewegung pro Woche.“

Ein Hund zwingt Dich mindestens zweimal am Tag rauszugehen – dabei ist er deutlich überzeugender als Dein innerer Schweinehund. Lars

Und nicht nur das, ergänzt Lars: „Durch die regelmäßigen Spaziergänge in der Natur habe ich das Gefühl, dass mein Körper robuster wird.  Auch psychisch hilft der beste Freund des Menschen durch seine positive und liebende Art. Nachdem meine Mutter vor ein paar Jahren an Krebs starb, war mein zweiter Hund, Mila, die perfekte Trauerbegleitung. Darüber hinaus fördert das Talent des Hundes als Netzwerker die eigene soziale Weiterentwicklung: Auf jedem Spaziergang trifft man andere Hundebesitzer, mit denen man schnell ins Gespräch kommt.“

Auch die Wissenschaft hat gezeigt, dass Haustiere einen direkten körperlichen Effekt auf Betroffene haben: Neben der starken emotionalen Bindung kann allein ihre Anwesenheit nachweislich den Blutdruck und die Herzfrequenz von Menschen senken.[1]

Im Umgang mit bestimmten Tieren ist für Menschen mit Mukoviszidose allerdings besondere Vorsicht geboten: „Bei Pferden sollten CF-Patienten aufpassen, da sie im Kontakt zum Heu, dem Futter oder beim Abbürsten besonders stark bestimmten Schimmelpilzen ausgesetzt sind. Von Aquarien und Terrarien würde ich Patienten mit CF abraten“, erläutert Schwarz. „Echsen, Schildkröten oder Leguane tragen oft Keime wie nicht-tuberkulöse Mykobakterien. Auch in Aquarien finden sich für CF-Patienten gefährliche Nasskeime, wie Pseudomonas. Bei den Tieren selbst oder bei gesunden Menschen verlaufen entsprechende Infektionen oft mild oder haben keine Auswirkungen. Bei Menschen mit Mukoviszidose können sie Exazerbationen auslösen – also Krankheitsschübe, bei denen die Atembeschwerden abrupt schlimmer werden."

„Ich persönlich finde, dass ein Hund die Lebensqualität enorm steigert. Insofern die Rahmenbedingungen, der eigene Gesundheitszustand beachtet und die Regeln im Umgang mit dem Tier eingehalten werden, überwiegen aus meiner Sicht die Vorteile eines Lebens mit einem Hund gegenüber der Angst vor der durch ihn übertragenen Keime“, schließt Lars.

 

Das Schönste an einem Hund ist seine Unwissenheit über Mukoviszidose. Er weiß nicht, warum ich ständig huste oder schwer atme – und: es ist ihm egal! Er kennt es nicht anders und liebt einen bedingungslos. Lars

DE-20-2200186

Quellennachweise
  1. Institut für Tierpathologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. Mukoviszidose und Haustiere - Beurteilung des Gesundheitsrisikos durch regelmäßigen Tierkontakt für Patienten mit Mukoviszidose. Online verfügbar unter: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6405 – zuletzt aufgerufen am 19.01.2024