Von Betroffenen für Betroffene: Tipps für den Berufsstart mit CF
Zeitpunkt der Interviews: 2022 (Artikel zuletzt aktualisiert: April 2024)
Jeder kennt es: Die Schulzeit ist vorbei – und nun? Nach diesem wichtigen Lebensabschnitt müssen wir neue Entscheidungen treffen. Dazu gehört auch die der Berufswahl. Für CF-Betroffene kann dies eine besondere Herausforderung sein, denn durch die Erkrankung werden sie mit einer ganzen Reihe entscheidender Fragen konfrontiert. Kann ich mit Mukoviszidose überhaupt studieren oder arbeiten? Muss ich meinem Arbeitgeber mitteilen, dass ich CF habe? Gibt es Berufe, die für mich ausgeschlossen sind? Was muss ich vor dem Berufseinstieg wissen?
Grundsätzlich sollte die zystische Fibrose (CF) die Berufswahl nicht einschränken. Es gibt aber ein paar grundlegende Dinge, über die jeder nachdenken muss, bevor ein Karriereweg eingeschlagen wird. Zum Beispiel: Welche Fähigkeiten habe ich bereits entwickelt und welche Qualifikationen würde ich gern intensivieren? Für Mukoviszidose-Betroffene kommen noch ein paar zusätzliche Aspekte dazu. Bevor sie sich für ein Studium entscheiden oder nach einer passenden Berufsausbildung umschauen, wäre es unter anderem sinnvoll darüber nachzudenken, ob die gesundheitlichen Voraussetzungen mit der Arbeitsumgebung und den Arbeitsbedingungen in Einklang gebracht werden können. Offenheit für neue Möglichkeiten und eine positive Grundeinstellung sind wichtige Begleiter in dieser Phase.
Denn jeden Tag beweisen Tausende von Menschen mit Mukoviszidose, dass sie trotz chronischer Erkrankung den Berufseinstieg meistern und ihren Wunschberuf ausüben können. Es kann dennoch schwierig sein, die gesundheitlichen Bedürfnisse mit den Verantwortungen und Anforderungen einer Karriere aufeinander abzustimmen. Wir haben mit sechs Betroffenen mit unterschiedlichen Geschichten, Wünschen und Laufbahnen gesprochen:
Tipps von Thomas Malenke
Thomas Malenke ist Mitte 50 und hat selbst Mukoviszidose. Er arbeitet in einer Behörde in Bonn; früher war er in der freien Wirtschaft, einer Bank, beschäftigt. Seit 35 Jahren engagiert er sich für CF-Betroffene und deren Angehörige. Seine Ratschläge zur Berufswahl mit CF berücksichtigen, dass heute als Neugeborene diagnostizierte CF-Betroffene eine Lebenserwartung von über 55 Jahren haben und damit ein eigenes Erwachsenenleben führen werden. Dies macht Selbständigkeit umso wichtiger. Seine Tipps:
- Mache das, was dir Spaß macht: Überlegt euch, welche Arbeit euch Spaß bringt und worauf ihr Lust habt. Der beste Weg, das herauszufinden, sind Praktika. Am besten in verschiedenen Bereichen – probiert euch aus! Auch Potenzialanalysen, wie sie beispielsweise die Aktion Luftsprung für Mukoviszidose Betroffene anbietet, sind hilfreich.
- Alternativen zum Studium direkt nach der Schule bedenken: Sich nach der Schule direkt auf einen Studiengang oder einen bestimmten Job festzulegen, kann zu Fehlentscheidungen führen. Um das zu verhindern, bieten sich beispielsweise ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Bundesfreiwilligendienst oder eine Ausbildung an. Hier verbringt man mehr Zeit in der Praxis und kann herausfinden, ob die Tätigkeit einem liegt. Das Studium im Anschluss kann Praxiserfahrungen vertiefen.
- Selbstständig werden: Einen Beruf zu erlernen oder ein Studium zu absolvieren, bringt den Vorteil, auf eigenen Füßen zu stehen und selbstständig zu werden. Damit einher geht auch, dass man eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und sein Selbstbewusstsein stärken kann.
- Der finanzielle Aspekt: Zu der erlangten Selbstständigkeit gehört auch die finanzielle Komponente. Wenn ihr einen Job habt, könnt ihr für euch selbst sorgen, könnt ausziehen und seid insgesamt eigenständiger und nicht mehr von der finanziellen Unterstützung eurer Familie abhängig.
- Möglichkeiten ausschöpfen: Eine weitere Möglichkeit für den Start in die Berufswelt ist die Teilzeitausbildung. Hier sind die Arbeitszeiten im Betrieb reduziert, was CF-Betroffenen entgegenkommen kann. Viele Universitäten bieten zudem duale Studiengänge an, wobei Berufsausbildung und Studium verknüpft werden und Teilnehmende sogar schon Geld verdienen. Allerdings bedeutet die duale Berufsausbildung, verknüpft mit einem Studium, eine erhebliche Mehrbelastung.
Wichtig: Es gibt hier nicht den einen richtigen Weg. Probiert euch aus und findet heraus, was für euch und eure Krankheit am besten funktioniert.
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